Was verstehen wir unter guter Versorgungsqualität?

Eine gute Gesundheitsversorgung zeichnet sich dadurch aus, dass sie sechs grundlegende Anforderungen erfüllt: Sie ist wirksam, sicher, richtet sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Patientinnen und Patienten aus, findet rechtzeitig statt, ist angemessen und erfolgt in einer koordinierten Weise. In seinem Rahmenkonzept für gute Qualität definiert das IQTIG daher entsprechende Anforderungen in sechs Dimensionen (siehe Abbildung).

Das IQTIG versteht diese Qualitätsdimensionen als einander ergänzende grundlegende Anforderungen, die die Versorgung gleichzeitig erfüllen soll. Im Folgenden werden die sechs Qualitätsdimensionen genauer vorgestellt.

Abbildung 1: Rahmenkonzept des IQTIG für Qualität
Wirksamkeit

Unter Wirksamkeit der Versorgung wird das Ausmaß verstanden, in dem die angestrebten Versorgungsergebnisse tatsächlich erreicht werden. Um diese Ergebnisse zu erreichen, müssen die Strukturen und Prozesse der Versorgung dem aktuellen Wissensstand entsprechen und die Wahrscheinlichkeit angestrebter Ergebnisse erhöhen.

Oder einfacher ausgedrückt, das, was getan wird, muss auf richtige Weise getan werden. Wirksamkeit der Versorgung zielt also unmittelbar auf das übergeordnete Ziel „gute Gesundheit“, also auf den Nutzen für Patientinnen und Patienten einschließlich körperlichen, psychischen und emotionalen Wohlbefindens.

Patientensicherheit

Patientensicherheit ist die Abwesenheit vermeidbarer unerwünschter, schädlicher Ereignisse im Rahmen der Versorgung. Das Ziel einer guten Gesundheit lässt sich nur dann erreichen, wenn die Gesundheitsversorgung nicht nur wirksam, sondern auch sicher ist.

Die Versorgungsstrukturen und -prozesse müssen also so ausgerichtet sein, dass schädliche Ereignisse vermieden werden.

Ausrichtung der Versorgungsgestaltung an den Patientinnen und Patienten

Eine an den Patientinnen und Patienten ausgerichtete Versorgung berücksichtigt deren Bedürfnisse und Werte und stellt sicher, dass alle Versorgungsentscheidungen durch diese geleitet werden. Dazu gehören insbesondere der respekt- und würdevolle Umgang von Gesundheitsprofessionen mit den Patientinnen und Patienten, Information und Kommunikation, das Angebot zur aktiven Beteiligung an Versorgungsprozessen und Entscheidungen, die Berücksichtigung der Diversität von Patientinnen und Patienten und ihrer Lebenslagen und Lebensphasen sowie die Einbeziehung des sozialen Umfelds bei der Versorgungsgestaltung.

Rechtzeitigkeit und Verfügbarkeit

Rechtzeitigkeit bezeichnet das Ausmaß, in dem Versorgungsmaßnahmen dann für die Patientinnen und Patienten zur Verfügung gestellt werden, wenn sie benötigt werden. Die rechtzeitige Verfügbarkeit von Versorgungmaßnahmen ist allerdings nicht nur ein zeitlicher Aspekt der Versorgungsgestaltung, sondern wird auch von weiteren Faktoren bestimmt.

Wie z. B. der geografischen Erreichbarkeit von Versorgungsangeboten oder organisatorischen Hindernissen. Diese Faktoren liegen unter Umständen außerhalb der Gestaltungsmöglichkeiten einzelner Versorger.

Angemessenheit

Eine qualitativ hochwertige Versorgung vermeidet Überversorgung und Unterversorgung, indem sie genau die richtigen Maßnahmen vorsieht, also die, die den Patientenbedürfnissen und evidenzbasierten fachlichen Standards entsprechen. Die Angemessenheit umfasst also insbesondere Aspekte der Indikationsqualität und Evidenzbasierung aus Sicht der Gesundheitsprofessionen.

Die Angemessenheit der Indikationsstellung hat einen engen Bezug zur Qualitätsdimension „Ausrichtung der Versorgungsgestaltung an den Patientinnen und Patienten“, da bei Entscheidungen für oder gegen diagnostische oder therapeutische Maßnahmen immer auch Präferenzen und das Selbstbestimmungsrecht der Patientinnen und Patienten zu berücksichtigen sind.

Koordination und Kontinuität

Eine gute Versorgung ist nicht nur eine Anforderung an die Koordination innerhalb einer Einrichtung, sondern es kommt auch auf die effektive Kooperation zwischen verschiedenen Leistungserbringern an.

Koordination beschreibt das Ausmaß, in dem die Versorgungsmaßnahmen für Patientinnen und Patienten aufeinander abgestimmt sind, sowohl zwischen den beteiligten Versorgern als auch in zeitlicher Hinsicht. Sie ist eine Voraussetzung dafür, dass die Patientinnen und Patienten eine kontinuierliche Versorgung erfahren.