Kriterien zur Bewertung der Aussagekraft von Zertifikaten und Qualitätssiegeln (Teil A)

Das IQTIG wurde mit Beschluss vom 19. April 2018 durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beauftragt, eine Methodik zur Entwicklung von Kriterien zur Bewertung von Zertifikaten und Qualitätssiegeln in der Gesundheitsversorgung zu entwickeln. Außerdem sollte das IQTIG eine Bestandsaufnahme von in der ambulanten und stationären Versorgung verbreiteten Zertifikaten und Qualitätssiegeln vornehmen und diese nach Zielen und Inhalten kategorisieren.

Die Bestandsaufnahme wurde einerseits mittels einer Internetrecherche sowie Anfragen an Fachgesellschaften und einschlägige Organisationen und andererseits mittels einer Befragung von Zertifikatherausgebern durchgeführt. Es wurden insgesamt 95 einrichtungsbezogene Zertifikate und Qualitätssiegel identifiziert. Das älteste Zertifikat wurde 1982 vergeben, das jüngste im Jahr 2018. Die durchschnittliche Anzahl von Zertifikathaltern pro Zertifikat innerhalb Deutschlands beträgt zum Stichtag (1. Juni 2018) 122.
Über die größte Anzahl an vergebenen Zertifikaten, die zum Stichtag gültig waren, verfügte die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. mit 1.286 Zertifikaten („Zertifiziertes Zentrum der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (Brustkrebszentrum, Darmkrebszentrum, Lungenkrebszentrum usw.)“).

Für einige Zertifikate und Qualitätssiegel existierten zum Stichtag 1. Juni 2018 (noch) keine Zertifikatsträger (z. B. für das Zertifikat „Isodent“, „Selbsthilfefreundliche Arztpraxis“ oder „PRAXIS VIELFALT“).
Nach Auswertung der Selbstauskunft der Herausgeber geben 93,7 % der Zertifikate Kriterien der Strukturqualität vor, 92,6 % Kriterien der Prozessqualität und 72,6 % Kriterien der Ergebnisqualität.
Für die Erarbeitung einer Methodik zur Entwicklung von Kriterien zur Bewertung von Zertifikaten und Qualitätssiegeln in der Gesundheitsversorgung wurde zunächst eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, die zwar mehrere, teilweise internationale Kriterienkataloge für Zertifikate identifizierte, jedoch keine Publikation zu einer Methodik für die Entwicklung solcher Kriterien.
Daher wurde eine eigene Methodik entwickelt, die auf der Ableitung von Bewertungskriterien für Zertifikate aus Eignungskriterien für Qualitätsmessungen (z. B. Qualitätsindikatoren) basiert. Da die Bewertung der Zertifikate aus Perspektive der Patientinnen und Patienten erfolgen soll, beinhaltet die Methodik im Rahmen von Workshops auch die Erhebung von Erwartungen, die Patientinnen und Patienten an Zertifikate stellen.

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